Alles zu seiner Zeit

Ich bin ein gro­ßer Fan von Gerich­ten, die zur Jah­res­zeit pas­sen. Was genau »pas­sen« bedeu­tet, muss natür­lich jeder für sich ent­schei­den. Aber Toma­ten mit Moza­rel­la im lip­pisch-trü­ben Novem­ber oder umge­kehrt Grün­kohl mit Kohl­wurst bei 35° im ost­west­fä­lisch-lip­pi­schen Juli – nee. Mal abge­se­hen davon, dass es schwie­rig (wenn auch nicht unmög­lich) wäre, die Zuta­ten zur jewei­lig unpas­sen­den Jah­res­zeit frisch und in guter Qua­li­tät zu beschaf­fen. Es fühlt sich ein­fach nicht rich­tig an.

Aber Kohl­rou­la­den Ende Okto­ber, Anfang Novem­ber, das ist doch was. Das passt.

Wenn es drau­ßen schon merk­lich käl­ter wird, es häu­fi­ger reg­net, die Son­ne spä­ter auf­geht und frü­her unter­geht, im Ofen die ers­ten Schei­te Feu­er­holz knis­tern, dann ste­he ich ger­ne fei­er­tags in der Küche, blan­chie­re den Weiß­kohl­kopf [1]Die Vari­an­te mit Wir­sing habe ich pro­biert, ist aber nicht so meins., um eine ordent­li­che Zahl Blät­ter davon zu lösen, dann schnib­be­le ich ger­ne Zwie­beln, wür­ze und kne­te Hack­fleisch, for­me die Klop­se für Ein­la­ge, wicke­le die Rou­la­den und bin­de sie mit Baum­woll­fa­den zu hüb­schen Päckchen.

Das macht Spaß, das duf­tet gut, und das stei­gert die Vorfreude.

Schmoren im Gänsebräter
Der Gän­se­brä­ter ist ide­al für eine ordent­li­che Anzahl Rouladen.

Es lohnt sich, den gründ­lich scharf ange­bra­ten Rou­la­den (Bla­sen wer­fen und etwas (!) schwarz »anbren­nen« ist okay) viii­iel Zeit zu geben, auf klei­ner Flam­me zu garen. Bei mei­nen zwölf Rou­la­den dient dazu der Gän­se­brä­ter. Ein­ein­halb bis zwei Stun­den dür­fen es ger­ne sein. Dann sind sie schön weich.[2]Die Men­ge reicht für locker zwei Tage. Am zwei­ten Tag schme­cken die Rou­la­den eigent­lich noch einen Tick bes­ser.

Ich schnei­de auf viel­fa­chen Wunsch einer ein­zel­nen Dame ger­ne noch eini­ge Blät­ter Kohl klein und schmo­re sie mit. Das glei­che pas­siert übri­gens mit den klein­ge­schnit­te­nen Schnip­seln, die ich mit einem schar­fen Mes­ser von dem »dicken Ende« der Kohl­blät­ter abho­be­le. [3]Von dem Kohl­kopf bleibt ja noch eini­ges übrig. Der Rest wan­dert tra­di­tio­nell abends in mei­nen 24-Stun­den-Kraut­sa­lat Die­ses Ende soll­te nach dem Wickeln außen lie­gen. Das ver­ein­facht das Garen – und das Essen.

Die Sau­ce – mit reich­lich Was­ser, reich­lich Zwie­beln, Salz, Pfef­fer, Küm­mel, Knob­lauch, Toma­ten­mark und einem Schuss Sah­ne – macht sich fast von selbst und muss nur am Ende (mei­ne Ver­si­on) noch ein­mal abge­schmeckt und mit etwas sau­rer Sah­ne ver­fei­nert werden.

Wir mögen am liebs­ten Salz­kar­tof­feln dazu. Sonst braucht es nix. Höchs­tens ein Bier­chen. Oder zwei. 😉

Anmer­kun­gen

Anmer­kun­gen
1 Die Vari­an­te mit Wir­sing habe ich pro­biert, ist aber nicht so meins.
2 Die Men­ge reicht für locker zwei Tage. Am zwei­ten Tag schme­cken die Rou­la­den eigent­lich noch einen Tick besser.
3 Von dem Kohl­kopf bleibt ja noch eini­ges übrig. Der Rest wan­dert tra­di­tio­nell abends in mei­nen 24-Stunden-Krautsalat

Schreibe einen Kommentar