Einmal kalte Quitte, bitte!

Mein ers­ter kalt­ge­press­ter Quit­ten­saft. Aber ganz sicher nicht mein letzter!

Heu­te war (der ers­te) Quit­ten­tag der Sai­son. Ges­tern wuss­te ich noch nicht mal, wie genau ich letzt­lich die Ern­te ver­ar­bei­ten woll­te. Nur, dass es dies­mal ohne Dampf­ent­saf­ter oder Kochen gehen sollte. 

Manch­mal hilft ein bekann­tes Klein­an­zei­gen­por­tal. Dort fand ich am Nach­mit­tag einen Ent­saf­ter einer bekann­ten hol­län­di­schen Mar­ke, wie neu und für den Spott­preis von 20 EUR. Und das auch noch im Nachbarkaff.

Auch wenn ich Beden­ken hat­te, dass so ein Ent­saf­ter die aus­ge­spro­chen har­ten Früch­te schafft, dach­te ich mir: Ver­such macht kluch. Außer­dem: Wenn es schief­geht, ist der Ver­lust sehr überschaubar.

Also habe ich das Din­gen heu­te abge­holt und gleich ein­ge­weiht. Nach einer kur­zen Grund­rei­ni­gung – obwohl das Maschin­chen tat­säch­lich gut in Schuss war – habe ich das ers­te Kilo Quit­ten durch­ge­jagt. Alle abge­schrubbt, gevier­telt und rein damit. Mit Scha­le, mit Kern­ge­häu­se. Es ging wider Erwar­ten sehr gut. 

Bei man­chen Stü­cken wur­de der Ent­saf­ter etwas lau­ter. War­um genau, ist mir nicht klar. Aber ein dezen­ter Druck auf den Stop­fer mach­te ihm Bei­ne. Das Wich­tigs­te war: Er pro­du­zier­te Saft. Reichlich. 

Die Pul­pe war schön tro­cken. Scha­de, dass wir kei­ne Hüh­ner haben. Die hät­ten sich dar­um geris­sen. So wan­der­te der Tres­ter dies­mal auf den Kom­post.[1]Doof eigent­lich. Viel­leicht zu Schnaps ver­ar­bei­ten?

Der Saft war recht schau­mig, und nach­dem ich ihn in eine Fla­sche abge­füllt hat­te, trenn­ten sich der schö­ne, kla­re Saft und die reich­lich ent­hal­te­nen Schweb­stof­fe nach kur­zer Zeit. Also habe ich doch fil­triert – was ich erst nicht vor­hat­te. Das braucht Geduld, aber es lohnt sich.

Dann woll’n wir mal. Ja, da fehlt der ori­gi­na­le Saft­be­häl­ter. Aber es geht auch gut ohne.

Kurz dar­auf habe ich dem Hol­län­der noch etwa drei Kilo Quit­ten und ein paar weni­ge Äpfel zu fres­sen gege­ben. Dies­mal sogar nur abge­schrubbt, nicht zer­klei­nert. Ja, die pas­sen tat­säch­lich durch die Füll­öff­nung. Ging mühe­los. Und da der Tres­ter­be­häl­ter zwei Liter fasst, muss man auch bei grö­ße­ren Men­gen Obst oder Gemü­se nicht all­zu oft unter­bre­chen. Bei Quit­ten aller­dings setzt sich das Edel­stahl­sieb schnell zu. Wahr­schein­lich schnel­ler als bei einem ande­ren Obst oder Gemü­se. Wenn die Saft­pro­duk­ti­on sto­cken soll­te, das mal als ers­tes prüfen …

Die Rei­ni­gung war übri­gens pro­blem­los. Die ent­schei­den­den Tei­le sind leicht zu zer­le­gen und mit Lap­pen und Bürs­te und Was­ser zu säubern.

Was den Ent­saf­ter[2]Phil­ips 1861 angeht, lau­tet mein vor­läu­fi­ges Fazit: Gute Ent­schei­dung. Selbst wenn er die Quit­ten­tor­tur nicht lan­ge aus­hal­ten soll­te – was ich aber gar nicht mal glau­be – war die »Inves­ti­ti­on« rich­tig. Alle Alter­na­ti­ven zum Kalt­pres­sen sind erheb­lich teu­rer und aufwändiger.

War­um eigent­lich kalt pres­sen? Weil so viel mehr wich­ti­ge und gesun­de Inhalts- und Geschmacks­stof­fe erhal­ten blei­ben. Selbst wenn der Saft spä­ter, etwa für Gelee, doch noch erhitzt wer­den muss, ent­fällt immer noch eine Erhit­zung. Und für mei­nen Quit­ten­es­sig wäre Kochen sogar ein Hin­der­nis. Auch für (auf­ge­setz­ten) Likör, wie ich ihn schon oft gemacht habe, eig­net sich kalt gepress­ter Saft bestens.

Ein biss­chen scha­de fin­de ich, dass es für mei­ne schö­ne Schwe­din – die Ankars­rum – kei­nen Ent­saf­ter­vor­satz gibt. Völ­lig unver­ständ­lich eigent­lich. Da gibt es doch sonst jeden Scheiß … Außer­dem müss­te ja nur der vor­han­de­ne Fleisch­wolf gering­fü­gig modi­fi­ziert werden. 

Aus den geschätzt vier bis fünf Kilo Apfel­quit­ten habe ich gut zwei Liter Saft erzeugt. Nicht so schlecht, fin­de ich. Ein Teil davon wird zu Essig ver­edelt – die Mut­ter dafür habe ich ja die Tage schon ange­setzt. Ein wei­te­rer Teil wird zu Quit­ten­ge­lee trans­for­miert, das sich, zum Bei­spiel, stets sehr gut in einem Salat­dres­sing macht. 

Und einen hal­ben Liter habe ich noch heu­te nach­mit­tag zu Quit­ten­si­rup ver­ar­bei­tet. Ein­fach auf klei­ner Flam­me etwas redu­ziert, Zucker dazu, noch­mals eine Wei­le gemüt­lich redu­ziert, dann der Saft einer Zitro­ne dabei und ein biss­chen von mei­nem Vanil­le­ex­trakt. Der Geschmack ist der Ham­mer. Unglaub­lich fruch­tig und gehalt­voll. Wesent­lich bes­ser als heiß pro­du­zier­ter Saft. Und der ist schon bom­for­ti­onös.[3]Mei­ne Frau hat schon wie­der einen Korb voll Quit­ten gesam­melt. Das sagt ja wohl alles. 🙂

Zum Nie­der­knien. 😉

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1 Doof eigent­lich. Viel­leicht zu Schnaps verarbeiten?
2 Phil­ips 1861
3 Mei­ne Frau hat schon wie­der einen Korb voll Quit­ten gesam­melt. Das sagt ja wohl alles. 🙂 

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