Wir backen uns ein Problem

Ger­ade über­lege ich, ob ich hier über­haupt noch von meinen Back­aben­teuern bericht­en möchte.

Wenn ich diese Diskus­sion ver­folge, verge­ht mir die Lust.

Wer mein Blog ken­nt, weiß, dass ich erstens noch einige andere The­men und Inter­essen habe und zweit­ens auch bei den weni­gen Back-Beiträ­gen anfangs gar keine Rezepte hinzuge­fügt habe. Das mache ich erst seit ein paar Wochen. Aber nicht, um mich mit frem­den Fed­ern zu schmück­en, son­dern um es etwaigen Lesern leichter zu machen, meine Vari­a­tion eines Rezeptes (und es gibt immer Änderun­gen) nachzuback­en. Wer das im End­ef­fekt nutzt, weiß ich sowieso nicht.

Ein irgend­wie geart­etes kom­merzielles Inter­esse habe ich eh nicht. Zudem set­ze ich auch stets einen Link zum Orig­i­nal­rezept.

Es kann aber in diesen Zeit­en trotz­dem passieren, dass irgen­dein “aufmerk­samer Leser” — sprich: Denun­ziant — berechtigt oder nicht die Welle macht — neudeutsch: einen Shit­storm lostritt — und der tat­säch­liche oder ver­meintliche Übeltäter sich wie im vor­liegen­den Fall am Ende in Kom­mentaren, Mails und Tele­fonat­en beschimpfen und sog­ar bedro­hen lassen muss, als hätte er ein ver­i­ta­bles Ver­brechen began­gen.

Das geht für meinen Geschmack ein­deutig zu weit. Da habe ich keinen Bock drauf. Und wenn es auch rein pro­phy­lak­tisch ist: Dann lasse ich es lieber gle­ich ganz.

Und das hat nichts damit zu tun, dass ich das urhe­ber­rechtliche Prob­lem nicht ver­stünde. Als Redak­teur und Fotograf kenne ich es nur zu gut — und war auch schon — als “Opfer” — mehrfach davon betrof­fen.

Trotz­dem mag ich die ganze Ton­lage nicht. Solche Stim­mung­mache in “sozialen” Medi­en finde ich abstoßend. Nichts gelingt in diesen Zeit­en so gut wie das kollek­tive Zele­bri­eren von Empörung.

7 Kommentare

  • Hal­lo Lutz,

    man kann weit­er­hin “fremde” Rezepte back­en und pub­lizieren, auch ohne die Quelle anzugegeben. Das ist die Recht­slage, und die ist auch sehr gut so wie sie ist.

    In aller Regel ken­nt man den Autor des “Orig­i­nal­rezepts” gar nicht, und hat auch keine Möglichkeit, diesen zu recher­chieren. Trotz­dem sollte man sich natür­lich nicht mit frem­den Fed­ern schmück­en. Es ist also schon ein Akt der Höflichkeit, beim Weit­ergeben eines Rezepts zu sagen, dass man das selb­st auch von jemand anderem erhal­ten hat.

    Falls Du tat­säch­lich glaub­st, dass Deine Rezepte dem Urhe­ber­recht unter­liegen, dann musst Du zwin­gend auch bei allen Rezepten angeben, dass Du diese zur Ver­wen­dung frei gib­st, und dass Du auch die Weit­er­gabe erlaub­st, aber nur unter der Bedin­gung, dass Du als Autor genan­nt wirst. Ohne diese Erlaub­nis würde sich, falls Dein Stand­punkt zuträfe, jed­er straf­bar machen, der Deine Rezepte z.B. in ein­er gewerblichen Bäck­erei anwen­det.

    Liebe Grüße
    Tom

  • Ich stimme Dir zu. Diese Empörung wirft ein eher ungutes Licht auf Lutz, und das finde ich schade, denn ich betra­chte ihn nicht weniger als einen der wesentlichen Ret­ter unser­er Brotkul­tur. Ich möchte nicht, dass mein Ret­ter sich als kleinkari­ert und rechthaberisch erweist.

    Kochrezepte und Com­put­er­al­go­rith­men unter­liegen nicht dem Schutz des Urhe­ber­rechts. Daran gibt es, auch wenn Lutz das in seinem Furor anders sieht, abso­lut gar nichts zu deuteln. Und das ist auch gut so, denn anders wäre unsere Kul­tur gar nicht möglich. Kein Restau­ran­tkoch kön­nte noch was anbi­eten, ohne fürcht­en zu müssen, von irgend einem Erfind­er eines Rezepts verk­lagt zu wer­den.

    Auch Lutz han­delt nicht kon­se­quent. Er sagt zwar, dass er nichts dage­gen hat, dass seine Rezepte kopiert wer­den, aber bei seinen Rezepten fehlt dieser Hin­weis. Der wäre aber nötig, wenn er seine Ansicht ern­sthaft ver­tritt, dass seine Rezepte urhe­ber­rechtlich geschützt seien. Lutz kön­nte jeden Bäck­er verk­la­gen, der nach seinen Rezepten bäckt und die Back­waren verkauft, denn Lutz hat nie­man­dem dieses Recht eingeräumt.

    Ich finde es schade, dass sowas über­haupt in dieser Bre­ite disku­tiert wird.

    • Hal­lo Tom,
      wenn ein Rezep­tau­tor an die Decke geht, kann ich das ja noch ver­ste­hen — ob das nun urhe­ber­rechtlich im streng juris­tis­chen Sinne rel­e­vant ist oder nicht. Ich war ja auch schon in solchen Sit­u­a­tio­nen (dreis­ter Bilderk­lau). Aber wenn irgendwelche “Fol­low­er” meinen, sie müssten den “Übeltäter” a) denun­zieren, b) über ihn her­fall­en und c) andere ani­mieren, es ihnen nachzu­tun, dann bin ich raus.
      Und ja, ich finde das auch schade. Aber dann sollte man sowas bess­er nicht anzetteln.
      LG

  • Hal­lo Zet­tel­spiess,
    “Trotz­dem mag ich die ganze Ton­lage nicht. Solche Stim­mung­mache in »sozialen« Medi­en finde ich abstoßend. Nichts gelingt in diesen Zeit­en so gut wie das kollek­tive Zele­bri­eren von Empörung.”
    Diese Worte sprechen mir aus der Seele! Es scheint Mode zu sein sich in Kom­mentaren über die Ver­fehlun­gen ander­er mal ordentlich auszu­lassen.

    • Hal­lo Vera,
      das erleben wir ja lei­der auch in anderen Zusam­men­hän­gen täglich. Auch deshalb werbe ich ja uner­müdlich dafür, sich bei Face­book abzumelden, weil die von solchen Shit­storms pri­ma leben.

  • Hal­lo Zet­tel­spiess,

    vie­len Dank für deine Mei­n­ung dazu. Ich selb­st habe über­haupt kein Prob­lem damit, wenn meine Rezepte irgend­wo anders auf­tauchen, aber es muss eben nachvol­lziehbar sein, woher sie stam­men, also durch Nen­nung des Namens/Blogs und/oder Ver­linkung auf die entsprechende Quelle. Der vor­liegende Fall schlug nur solche Wellen, weil das Rezept 1:1 kopiert und durch fehlende Quel­lenangabe indi­rekt als das Werk eines anderen aus­gegeben wurde. Selb­st wenn es unbe­ab­sichtigt war, hätte der Nutzer die Herkun­ft des Rezeptes prüfen müssen. Ein­mal kurz die Such­mas­chine ange­wor­fen und schon wäre klar gewe­sen, ob das Rezept schon ein­mal pub­liziert wurde. Ich selb­st habe übri­gens nur den Schritt in die Öffentlichkeit gewagt, um nach erfol­glos­er Kon­tak­tauf­nahme mit dem für die Veröf­fentlichung ver­ant­wortlichen Sender die Sach­lage zu schildern und für die The­matik Urhe­ber­recht und Rezep­turen zu sen­si­bil­isieren. Dass sich Einzelne bemüßigt gefühlt haben, den Nutzer zu kon­tak­tieren, kann ich lei­der nicht ver­hin­dern, war aber bes­timmt nicht meine Absicht.

    Du kannst also weit­er­hin “fremde” Rezepte back­en und pub­lizieren, solange die Quelle angegeben ist.

    • Hal­lo Lutz,
      nicht, dass du mich falsch ver­stehst. Ich fand dein Anliegen eben­so berechtigt wie nachvol­lziehbar. Ich denke, dass ein Rezept als geistiges Werk eben­so Schutz ver­di­ent wie, sagen wir, ein Foto oder ein redak­tioneller Text. Du hat­test ja auch zunächst ver­sucht, die Angele­gen­heit geräusch­los zu regeln.
      Aber wom­it ich ein Prob­lem habe, ist die Welle, die im Gefolge eines solchen Kon­flik­ts andere machen, die damit im Grunde gar nichts zu schaf­fen haben. So nach der Melodie “Dem habe ich erst mal Bescheid gestoßen. Vielle­icht wollen andere ja auch noch. Höhöhö…” Kannst du ja in den Kom­mentaren auf deinem Bog nach­le­sen. Oder wenn Leute den Pla­gia­tor, der ja nach eigen­er Aus­sage gar nicht wusste, dass er plagi­iert hat­te, von ferne beschimpfen und sog­ar tele­fonisch bedro­hen. Sowas finde ich unterirdisch. Wobei “unterirdisch” für einen Geowis­senschaftler wahrschein­lich gar nichts Neg­a­tives ist. 🙂 Aber typ­isch für die heutige Zeit, ger­ade und vor allem auch in “sozialen” Net­zw­erken wie FB.
      Deshalb habe ich ja bewusst von der *Diskus­sion* geschrieben, die ich befremdlich finde und mich auch ein Stück weit verun­sichert. Insofern bin ich dir dankbar, dass du das klargestellt hast.
      Gruß aus dem Lip­per­land ins Erzge­birge…
      Michael vom Zet­tel­spiess

Schreibe einen Kommentar