Gestern musste beim Backtag die Zeitmaschine ein bisschen helfen.
Am Abend des Vortages hatte ich keinen Bock mehr, noch Sauerteig anzusetzen. Am Tag nach dem Backtag, also heute, war vormittags keine Zeit. Und das letzte Brot reichte mit knapper Not gestern noch für das Frühstück. Was also tun, wenn das ins Auge gefasste Rezept von etwa 17 Stunden unter Einbeziehung der Nacht ausgeht?
Ich hatte mir ein eigentliches einfaches, reines Ruchmehlbrot Brot aus dem Tessin vorgenommen, ein Pane Verzasca. Nur hatte ich nun das Problem, es an einem Tag im wahrsten Sinne gebacken zu bekommen.
Um es vorwegzunehmen: Es war auch in an die 13 Stunden zu machen.
Dem Sauerteig habe ich 8 Stunden gegeben, ihn aber etwas wärmer geführt als sonst – im Backofen mit Lampe an. Dem Teig Struktur zu geben, diese Aufgabe kam dem Autolyseteig zu, den ich nach 6,5 Stunden angesetzt habe.
Beim Kneten aller Zutaten zeigte sich, dass die Warnungen, mit nicht zu viel Wasser an den Start zu gehen, sehr berechtigt waren. Ich habe nach und nach Mehl zugegeben, bis der Teig anzog und sich gut von der Schüssel löste. Wie ich zu sagen pflege: Der Teig spricht mit dir, du musst nur zuhören und adäquat reagieren.
Zwei Stunden verbrachte der Teig im Kühlschrank in einer leicht geölten Wanne. Das erleichtert das Dehnen und Falten ganz ungemein.
Danach ließen sich mühelos zwei Laibe mit guter Spannung formen, die im Gärkörbchen weitere zwei Stunden bei Raumtemperatur verbrachten. Dann nur noch einschneiden und mit Schwaden abbacken – bei sehr gutem Ofentrieb. Da war es noch nicht mal 23 Uhr.
Die beiden Brote von jeweils etwa 800 Gramm durften bis zum Morgen ruhen. Nach dem Anschneiden zeigte sich eine elastische, weiche und duftende Krume. Wohl mit einigen groben Poren, aber das tut der Sache keinen Abbruch. Geschmacklich war das Brot erste Sahne – wie eigentlich immer, wenn Ruchmehl im Spiel ist.
Ich würde nicht dazu raten, an jedem Backtag die Zeitmaschine zu bemühen. Aber wenn es mal sein muss – nur zu. Wenn man ein paar Dinge beachtet und einen potenten Sauerteig – in meinem Fall Roggen-Anstellgut – ins Rennen schickt, klappt das schon.