No risk, no fun. Das gilt (manchmal) auch beim Brotbacken.
Bei der Suche nach Inspiration streifte ich durch das Blog von Lutz und blieb der leckeren Optik wegen beim Kleie-Brot hängen. Auch das Rezept klang einladend. Im Prinzip. Allerdings wurde mir beim Lesen in den Kommentaren klar, dass da Hürden lauerten. Weniger abenteuerlustige Naturen hätten wohl die Finger davon gelassen. Ich hingegen fühlte mich herausgefordert.
Ich habe das Rezept mit kleinen Veränderungen wie angegeben in doppelter Menge gebacken. Im Sauerteig musste ich etwas mehr Roggenvollkornmehl verwenden, da ich nicht mehr genug Kleie vorrätig hatte.[1]Offen gesagt könnte ich nicht mal beschwören, dass ich Weizenkleie benutzt habe und nicht Haferkleie, da ich sie in ein unbeschriftetes Glas umgefüllt hatte. Normalerweise ist das wurscht, da ich … Continue reading Im Lager fand sich »nur« Gold-Leinsaat statt der braunen.[2]Superfood sind beide Leinsamen-Arten. Hinzugefügt zum Hauptteig habe ich noch 25 Gramm Rübenkraut. Und die Salzmenge habe ich leicht erhöht. Die Backtemperatur habe ich nach Erfahrungswerten leicht reduziert, ebenso die Backzeit, so dass sie für meinen Ofen passen.
Ich habe die Teigausbeute jetzt nicht berechnet, aber der Teig war wirklich sehr weich.[3]Die Backmathematiker können das ja gern nachholen. Schon beim Kneten im Kessel habe ich peu à peu mit ein paar Gramm Weizenvollkornmehl nachgesteuert, bis mit der Teig sagte: Nun ist es wohl okay.
Jetzt hieß es, sich zu entscheiden: Kasten oder nicht Kasten, das ist hier die Frage. Kopf sagte: Kasten. Bauch sagte: freigeschoben. Bauch hat gewonnen.
Zwar blieb die Masse auch mit etwas mehr Mehl auf der eher weichen Seite, wie sich beim Dehnen und Falten zeigte. Rundwirken und längen ließen sich die Teiglinge auch nicht wirklich gut. Aber mit reichlich Handmehl immerhin gut genug, dass ich sie in den Saaten wälzen und unfallfrei in die satt bemehlten Gärkörbchen bugsieren konnte. [4]Für Anfänger ist das Rezept aber eher nichts, würde ich meinen…
Die Stückgare fand wie immer bei mir im Zweitbackofen nur mit eingeschalteter Lampe bei ca. 28° statt. In der Zwischenzeit konnte ich meine Hände vom Kleister befreien und den Arbeitsplatz aufräumen und säubern.
Danach war wieder eine Entscheidung fällig: Einschießer oder direkt auf den heißen Stein kippen? Da ich nicht riskieren wollte, dass mir die echt ziemlich großen und schweren Teiglinge auf dem Einschießer peckenbleiben und das im Ofen eine Riesensauerei gibt, habe ich mich für Variante II entschieden.Und das war auch gut so.[5]Bei solchen Aktionen macht sich so ein FlexiClip-Vollauszug bezahlt! Selbst damit musste ich mich beeilen, da die Teiglinge in die Breite strebten. Zum Einschneiden war da keine Zeit mehr. Egal! Ofen zu und Schwaden.
Dann stand eine Weile Ofenkino auf dem Programm, um zu sehen, ob die Brote schön aufgingen oder sich als Fladen verstanden. Zum Glück ging alles gut. Mehr Breite statt Höhe wäre auch nicht gegangen, denn der Stein war mit den beiden properen Laiben randvoll.
Entstanden sind zwei prächtige, schwere Laibe, denen man die kernige Herkunft ansieht. Und das soll ja auch so. Gemittelt wog jeder ca. 1.350 Gramm. Effektiv lagen dank meinem üblichen Knickpupillenfaktor beim Teilen 20 Gramm dazwischen. Vernachlässigbar.
Der Geschmack ist fantastisch rund und aromatisch, die Krume weich und das Kaugefühl der Menge an Saaten entsprechend rustikal, jedoch ohne dass man das Gefühl hätte, in ein Körnerkissen zu beißen.
Ein wirklich schönes, schmackhaftes und sehr gesundes Brot. Ich habe es Kleie-Körner-Kruste getauft. Kommt auf die Liste.
Kleie-Körner-Kruste
Mengen für 2 Laibe
Endgewicht jeweils ca 1.350 Gramm
Sauerteig
- 200 g Roggenvollkornmehl
- 200 g Weizenkleie
- 400 g Wasser 50°
- 40 g Anstellgut Roggen (im Originalrezept nicht spezifiziert)
- 4 g Salz
Quellstück
- 100 g Kürbiskerne (gehackt)
- 100 g Leinsaat (angeschrotet)
- 100 g Sesam
- 300 g Wasser (kalt)
- 6 g Salz
Hauptteig
- Sauerteig
- Quellstück
- 780 g Weizenvollkornmehl
- 600 g Wasser (40°)
- 20 g Sonneblumenöl
- 20 g Rübenkraut
- 3 g Trockenhefe
- 18 g Salz
- Kürbiskerne, Sonnenblumenkerne und Sesam zum Wälzen
Zubereitung
- Die Sauerteigzutaten mischen und zugedeckt 14 Stunden bei Raumtemperatur (ca. 20°C) reifen lassen.
- Die Saaten mit dem Wasser vermischen und zugedeckt 14 Stunden quellen lassen.
- Für den Hauptteig alle Zutaten 5 Minuten auf niedrigster Stufe mischen und weitere 15 Minuten auf zweiter Stufe zu einem glatten, mittelfesten Teig kneten. // Ob ich 25° Teigtemperatur hatte, wissen die Götter 😉
- Den Teig 90 Minuten bei Raumtemperatur ruhen lassen, dabei nach 30 und 60 Minuten dehnen und falten.
- Den Teig straff rundwirken und mit der glatten und leicht klebrigen Seite in die Mischung aus gehackten Kürbiskernen, Sonnenblumenkernen und Sesam drücken. // Mit »straff« ist das so eine Sache…
- Den Teigling mit den Handkanten leicht nach unten raffen, sodass durch die Saaten ein nicht klebender Schluss entsteht. // Hier so nicht machbar…
- Den Teigling mit Schluss nach unten ins satt bemehlte Gärkörbchen setzen und zudecken. // Oder – Variante für Weicheier – in die gefettete Backform geben.
- 30 Minuten bei Raumtemperatur reifen lassen. // Hier: im Backofen mit Lampe an, ca. 28°
- Bei 230°C fallend auf 190°C ca. 50 Minuten (Klopftest!) mit Dampf und Schluss nach oben backen.
Backen | Anbacken bei 230 Grad für 10 Minuten. Dampf ablassen. Dann ca. 40 Minuten (auf 190 Grad fallend) fertig backen. |
Schwaden | ja – Nach 10 Minuten Dampf ablassen |
Zeitaufwand insg. | ca. 16 Stunden |
Zeitaufwand am Backtag | ca. 3,5 Stunden |
Anmerkungen
↑1 | Offen gesagt könnte ich nicht mal beschwören, dass ich Weizenkleie benutzt habe und nicht Haferkleie, da ich sie in ein unbeschriftetes Glas umgefüllt hatte. Normalerweise ist das wurscht, da ich sie sonst nur zum Abstreuen nehme. |
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↑2 | Superfood sind beide Leinsamen-Arten. |
↑3 | Die Backmathematiker können das ja gern nachholen. |
↑4 | Für Anfänger ist das Rezept aber eher nichts, würde ich meinen… |
↑5 | Bei solchen Aktionen macht sich so ein FlexiClip-Vollauszug bezahlt! |